Lehrer*innen im Gespräch: Annika Ginau und Michael Franke

Annika Ginau und Michael Franke organisieren das Talentscouting am Gymnasium Horn-Bad Meinberg, das seit Beginn der Umsetzung des Programms in Ostwestfalen-Lippe als Kooperationsschule dabei ist. Gemeinsam mit Friederike Menz – Talentscout der TH OWL – bringen sie damit engagiert die Talentförderung an ihrer Schule voran. 

Stellen Sie sich doch kurz vor: Wie heißen Sie? An welcher Schule arbeiten Sie und was unterrichten Sie dort?

AG: Mein Name ist Annika Ginau, ich unterrichte die Fächer Geschichte, Sozialwissenschaften und Biologie.

MF: Mein Name ist Michael Franke, ich unterrichte die Fächer katholische Religion und Geschichte. Wir beide sind am Gymnasium Horn-Bad Meinberg.

Wie sind Sie mit dem Talentscouting in Berührung gekommen? In welcher Form haben Sie im Schulalltag mit dem Talentscouting zu tun?

MF: Annika ist schuld. Sie war Studien- und Berufswahlkoordinatorin und hat mich auf das Talentscouting aufmerksam gemacht. Mein erster Berührungspunkt war ein Talentscouting-Netzwerktreffen Lemgo. Mittlerweile bin ich StuBo-Koordinator. In dieser Funktion organisiere die Treffen zwischen den Talentscouts und den Talenten, ich berate Kolleg:innen bezüglich der Scouting-Angebote oder mache potenzielle Talente auf das Scouting aufmerksam.

AG: Das Gymnasium Horn-Bad Meinberg war Talentscouting-Schule der ersten Stunde. Als das Projekt 2017 in OWL an den Start ging, war ich bei den Auftaktveranstaltungen, z. B. an der Fachhochschule Bielefeld. Schulleitung und Berufswahlteam waren sich einig, dass wir dieses Projekt auf jeden Fall an unsere Schule bringen wollen. Mittlerweile bin ich leider nicht mehr im StuBo-Team, unterstütze die Kolleg:innen aber noch beim Talentscouting. Als „Erstakademikerin“ bleibt das Scouting für mich ein Herzensprojekt!

In welcher Form kann das Talentscouting Ihrer Meinung nach die Schüler*innen unterstützen? Was ist besonders hilfreich im Talentscouting?

AG: Die gescouteten Schüler:innen melden uns vor allem die intensive 1:1-Betreuung als hilfreich zurück. Und dass man mit einer Person über Berufswahl und familiäre Herkunft sprechen kann, die nicht direkt in die eigene Lebenswelt involviert ist, sei es über die Benotung im Unterricht oder über die Wünsche, die Eltern oder Familie an junge Menschen herantragen.

MF: Mir gefällt besonders, dass das Projekt einlädt, über die Potenziale der Jugendlichen ins Gespräch zu kommen – auch im Kollegium. Es geht nicht mehr nur darum, in welchen Fächer Defizite zu befürchten sind sondern darum, wie man Schüler:innen unterstützen kann, ihre Talente für ein bestimmtes Ziel zu fördern.

AG: Zudem haben wir mit unserem Talentscout Friederike Menz auch ein besonders gutes Los gezogen. Dass das Scouting hier dankbar angenommen wird, ist schlicht den zahlreichen Erfolgsgeschichten seit 2017 zu verdanken. Frau Menz war stets – vor allem auch in persönlichen Krisen – für unsere Talente ansprechbar und eine verlässliche Begleiterin.

Wie kommt das Talentscouting bei den Schüler*innen und im Kollegium an?

MR: Ganz ehrlich? Immer besser. Zunächst waren die Kolleg:innen skeptisch. Man fürchtete vor allem die Fehlzeiten bei jenen Schüler:innen, denen man mehr Betreuung auch im Unterricht nicht verwehren wollte. Der Erfolg gibt dem Scouting allerdings recht. Wir „rekrutieren“ unsere neuen Talente meistens in der Einführungsphase. Immer mehr Kolleg:innen schlagen Talente für das Programm vor und achten auch vorab in Beratungsgesprächen auf die Kriterien für die Auswahl der Talente.

Gleiches gilt für die die Wahrnehmung des Programms in der Schülerschaft. In den vergangen sechs Jahren haben wir erst eine Schülerin gehabt, die sich bewusst gegen eine Fortführung des Scoutings entschieden hat. Das spricht für sich.

Welche Geschichten im Talentscouting haben Sie besonders beeindruckt?

MF/AG: Da sind wir uns einig: Die Geschichte von Albina Behrami kann auch auf unser Schulhomepage nachgelesen werden: https://www.gym-hbm.de/2021/talentscouting-ermoglicht-renommiertes-stipendium/

Albina wurde von Frau Menz in den drei Jahren Oberstufe und in den ersten Jahren des Studiums begleitet. Zur erfolgreichen Bewerbung um das Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes können wir gratulieren, aber der ganze Support „drumherum“ – Berufsberatung, Coaching, Netzwerkarbeit – der war unbezahlbar.

Warum ist das Talentscouting als Förderungsinstrument (an Ihrer Schule) nicht mehr wegzudenken?

MF: Zum einen bedeutet Talentscouting individuelle Förderung, weit über den Unterricht und den Schulalltag hinaus. Das können wir als unterrichtende Kollegen gar nicht leisten.  Zum anderen ist das Talentscouting mittlerweile fester Baustein des Studien-und-Berufsorientierungskonzepts an unserer Schule.

AG: Wir freuen uns, dass wir mittlerweile mit verschiedenen Programmen und Anbietern kooperieren, die sich für eine Verringerung von Bildungsungleichheiten stark machen – auch weil es vor dem Hintergrund aktueller Krisen und Herausforderungen immer notwendiger wird. Aus dem glücklicherweise immer breiter aufgestellten Angeboten zur Bildungsförderung sticht das Programm „Talentscouting“ unseres Erachtens besonders positiv hervor.

 

Autor: Talentscouting OWL

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