Im OWL-Talentscouting beraten und begleiten wir talentierte, motivierte und im Lebenskontext leistungsorientierte Schüler*innen, die als erste in ihrer Familie ein Studium in Betracht ziehen. Wir unterstützen sie dabei, ihre Potenziale und Stärken zu erkennen und zu nutzen.
Als Talentscouts der Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe bieten wir dafür in Kooperation mit mehr als 50 Schulen in OWL individuelle und ergebnisoffene Beratung und langfristige Begleitung von Schüler*innen in der Sekundarstufe II und darüber hinaus an. Wir entwickeln gemeinsam mit den Schüler*innen Ziele für die berufliche Zukunft, zeigen ihnen mögliche Wege auf und eröffnen hilfreiche Netzwerke und Zugänge zu existierenden Förderinstrumenten des Bildungssystems.
In OWL wird das Talentscouting unter dem Dach des Hochschulverbundes Campus OWL von den Universitäten Bielefeld und Paderborn, der Hochschule Bielefeld sowie der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe durchgeführt.
Die Talentscouts der jeweiligen Hochschulen sind regelmäßig an ihren Kooperationsschulen vor Ort, um junge Menschen dabei zu begleiten, ihre beruflichen Interessen, Potenziale und Ziele zu entdecken und weiterzuentwickeln und ihren individuellen Bildungsweg zu beschreiten.
Wenn Sie Fragen zum Talenscouting haben,
freuen sich die Talentscouts aus Ihrer Region auf die Kontaktaufnahme.
Universität Paderborn
Technische Hochschule
Ostwestfalen-Lippe
Universität Paderborn
Hochschule Bielefeld
Technische Hochschule
Ostwestfalen-Lippe
Technische Hochschule
Ostwestfalen-Lippe
Interview mit
Albina hat Friederike Menz, Talentscout der TH OWL, kurz vor der Oberstufenzeit in der Schule kennen gelernt. Gemeinsam haben sie sich der Frage gewidmet, wie es nach dem Abitur für Albina weitergehen soll. Dabei standen sowohl die Studienfachwahl als auch die Möglichkeiten der Finanzierung des Studiums, unter anderem durch ein Stipendium, im Mittelpunkt. Zu diesen Themen hat Albina im Talentscouting eine individuelle Begleitung, hilfreiche Informationen und wertvolle Kontaktmöglichkeiten gefunden. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie sie das Talentscouting auf ihrem Weg geprägt hat und wo sie heute steht.
Hallo, ich bin Albina. Ich bin 22 Jahre alt und komme aus Horn-Bad Meinberg.
Ich habe mein Abitur 2019 gemacht und mich danach dazu entschieden sofort studieren zu gehen. Viele machen noch ein FSJ oder sammeln Auslandserfahrungen, was auch echt spannend ist, aber ich konnte es nicht erwarten endlich das Studentenleben kennenzulernen. Seitdem studiere ich Management and Economics (Wirtschaftswissenschaften) an der Ruhr-Universität Bochum und schreibe im Herbst meine Bachelorarbeit.
Ich wollte eine lange Zeit einen anderen Studiengang machen, aber habe irgendwann gemerkt, dass es doch nichts für mich ist. Als ich mich nach dem Abitur entscheiden musste, habe ich einfach in verschiedene Studiengänge reingeschaut. Mich hat der Wirtschaftsbereich am meisten interessiert, er hat am besten zu meinen Fähigkeiten gepasst und ich konnte mir langfristig vorstellen, in diesem Gebiet zu arbeiten. Außerdem ist der Studiengang „Wirtschaftswissenschaften“ sehr breit gefächert. Man kann sich in unterschiedlichen Bereichen spezialisieren, sodass man verschiedene Einblicke bekommt und man noch nicht fest entschieden haben muss, was man genau beruflich machen will.
Am Ende der Einführungsphase des Abiturs.
Im Fokus stand ganz klar die Fragestellung „Was will ich nach meinem Abitur machen?“. Mein Talentscout hat mich bei der Beantwortung dieser Frage begleitet und geholfen, indem sie mir Informationen gegeben hat, z.B. über für mich interessante Studiengänge oder Websites über die ich mich informieren kann, mir mit Rat beigestanden und mir sogar Kontaktmöglichkeiten für Fragen beschafft.
Nachdem schnell feststand, dass ich definitiv studieren will, war ein sehr wichtiges Thema die Finanzierung, da ich gerne in einer anderen Stadt meinen Bachelor machen wollte und meine Familie keine großen finanzielle Mittel besaß. Auch hier wurden mir sehr viele Informationen und Tipps gegeben. Mein Talentscout hat mich auch öfters auf Informationsveranstaltungen aufmerksam gemacht.
Ein weiteres Thema waren Stipendien. Mein Talentscout hat mir empfohlen, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen und mir viel Mut zugesprochen. Durch ihren Vorschlag bei der Studienstiftung des deutschen Volkes bekam ich dort ein Stipendium, dass nicht nur finanzielle, sondern auch ideelle Förderung bietet. Eine tolle Möglichkeit. Dabei hat mich mein Talentscout intensiv bei den Vorbereitungen für das Auswahlwochenende begleitet.
Außerdem stand sie mir immer bei Fragen zur Verfügung, die nicht nur meine Studienwahl betrafen, sondern auch während meines Studiums, z.B. bei Fragen zur Wohnungssuche, und war da eine starke Unterstützung.
Das Talentscouting ist im allgemeinen sehr hilfreich, weil man auf seine Fragen sehr viel Input und eine Hilfestellung bekommt. Wenn man mein Stipendium betrachtet, hätte ich mich niemals getraut oder daran gedacht, mich zu bewerben, aber man wurde dazu ermutigt an sich zu glauben. Das ist nicht nur für die berufliche Zukunftsentscheidung wichtig, sondern auch für die persönliche Entwicklung. Deshalb würde ich sagen, dass das ein besonderer Teil ist, der für mich sehr hilfreich war bzw. noch ist, weil ich an meine eigenen Stärken geglaubt habe und sonst nicht da wäre, wo ich es heute bin.
Ich verbringe viel Zeit mit der Familie und mit Freunden. Wir gehen gemeinsam Essen, organisieren einen Spieleabend oder kochen zusammen. Besonders seit der Corona-Pandemie habe ich das Kochen für mich entdeckt und bin da sehr experimentierfreudig. Außerdem lese ich sehr gerne Bücher, momentan besonders im Fantasy Bereich.
Ich bin ehrenamtlich bei Enactus Bochum aktiv. Enactus ist eine internationale Studierendenorganisation, die unternehmerische Lösungen bzw. Innovationen zu aktuellen Problemen in Form von Projekten entwickelt. Dabei wollen wir einen Beitrag zu der Verwirklichung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN leisten.
Ich leite ein Projekt in Ghana, Afrika. Denn dort ist die Art und Weise wie man Elektroschrott recycelt ein sehr großes Problem. Er wird illegal verbrannt, um an die wertvollen Rohstoffe zu gelangen. Das ist sehr schädlich für die Umwelt, aber auch für die Menschen vor Ort. Gemeinsam mit einem Recycling-Unternehmen aus Essen wurde ein Recycling-Unternehmen in Ghana gegründet, um dort händisch und fachgerecht den Elektroschrott zu recyceln. Es ist besser für die Umwelt und für die Gesundheit der Menschen vor Ort. Zudem werden faire Arbeitsbedingungen, die deutlich über dem Standard in Afrika liegen, bereitgestellt. Mit unserem Projekt möchten wir jetzt in einem weiteren Land ein fachgerechtes Recyclingsystem einführen, weil wir in Ghana damit schon erfolgreich waren.
Laut meinen Freuden bin ich sehr zielstrebig und engagiert. Was an mir aber besonders geschätzt wird, ist meine verständnisvolle Art.
Für mich war der Onlineunterricht während der Pandemie sehr herausfordernd. Ich bin eigentlich ein sehr selbstständiger Mensch und bin auch sehr diszipliniert, aber da mein Studiengang sehr groß ist, gab es kaum Kontakt zu Mitstudierenden oder Dozenten bzw. Professoren, was alles insgesamt sehr trocken gemacht hat. Vorlesungsinhalte wurden am Anfang der Woche hochgeladen und man sollte dies eigenständig durcharbeiten. Da habe ich für mich selber gemerkt, wie mir der Austausch mit anderen fehlte, besonders, da alle in meinem Freundeskreis aus dem ersten Semester den Studiengang abgebrochen haben. Ich bekam auch selber Bedenken, ob ich wirklich weiter studieren sollte, aber bin mittlerweile froh, dass ich mich dazu entschieden habe, weiter zu machen.
Mein nächstes Ziel ist jetzt meinen Bachelor erfolgreich zu absolvieren und meine Projektarbeit in Afrika weiter zu bringen. Nach meinem Bachelor will ich einen Master machen und gerne für ein Semester ins Ausland gehen. Das war durch Corona bisher schwer zu organisieren. In fünf Jahren hätte ich gerne eine Festanstellung mit der ich glücklich und zufrieden bin.
Interview mit
Mathias hat Carmen Simella, Talentscout der Hochschule Bielefeld, in der Oberstufe am Berufskolleg kennengelernt. Gemeinsam haben sie zu verschiedenen Studienfächern recherchiert, mögliche Wege besprochen und die Bewerbung um einen dualen Studienplatz geplant. Aber auch den „Plan B“, der Mathias zu seinem Gap Year geführt hat, haben die beiden erarbeitet. Wir haben mit Mathias über die Zeit im Talentscouting, seinen politischen Freiwilligendienst und die nächsten Ziele auf dem Weg in Richtung Studium gesprochen.
Ich bin Mathias, 19 Jahre alt und komme aus dem Kreis Minden-Lübbecke.
Mein Abitur habe ich am Wirtschaftsgymnasium des Berufskollegs Lübbecke im Schuljahr 21/22 absolviert. Anfangs war ich bei meiner Berufsorientierung recht beschränkt auf eine einzige Richtung. Umso glücklicher bin ich, dass ich nach dem Abitur jetzt etwas tue, an das ich zunächst nicht gedacht hatte: Seit September 2022 begleite ich im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres im politischen Leben (FSJP) die Geschäftsstelle der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in Düsseldorf.
Entschieden habe ich mich dafür, weil ich mich schon immer für Politik interessiert habe und 2019 selbst SPD-Mitglied geworden und seitdem vor Ort politisch aktiv bin. Ich dachte mir, dass dieser Einblick in eine ganz andere Welt mehr als hilfreich und vor allem prägend ist. Auch wenn die Bewerbung fürs FSJP durchaus herausfordernd war: Es gab mehr Bewerbungen als freie Plätze und es war klar, dass ich dafür von Minden-Lübbecke zwingend werde umziehen müssen, weil es keine Einsatzstellen in der Nähe gibt. Aber letztendlich war die Frage: „Wann, wenn nicht jetzt?“ für mich ausschalggebend es auszuprobieren.
In der Qualifikationsphase 1.
Im Talentscouting habe ich mich zunächst mit meinen bisherigen Interessen beschäftigt. Durch den Austausch mit meinem Talentscout Carmen konnte ich meinen Blick noch mal weiten und mich dann gezielt u.a. mit äußerst hilfreichen Hinweisen intensiver mit verschiedenen Studienfächern beschäftigen. Meine Ideen reichten von verschieden Studiengängen an deutschen Hochschulen bis hin zu einem Studium an der Uni Carlos II in Madrid. Nach weiterer Recherche und Austausch fiel meine Entscheidung zunächst auf die Bewerbung auf den dualen Studiengang „Zentralbankwesen“ bei der deutschen Bundesbank, wobei mich Carmen ebenfalls unterstützte. Obwohl ich sogar zum Assessment Center eingeladen wurde, war die Bewerbung am Ende nicht erfolgreich. Glücklicherweise lief nebenbei auch noch meine Bewerbung um das FSJP. Auf einen Plan B haben wir bereits bei der Bewerbung für das duale Studium geachtet. Übrigens habe ich mich während meines FSJPs erneut bei der Bundesbank beworben – und zum Jahreswechsel habe ich per Mail das Zulassungsangebot für den Studienstart im Oktober 2023 erhalten. Parallel habe ich mich auch noch für den Studiengang „Liberal Arts ans Science: Global Challenges“ am University College der Universität Leiden in Den Haag beworben, von der ich zwischenzeitlich ebenfalls eine Einladung zum Zulassungsinterview im Februar 2023 erhielt.
Das Hilfreichste für mich war der Umstand zu wissen, dass da jemand ist, der sich brennend für deine Zukunft interessiert und dies nicht aus einem bekanntschaftlichen Verhältnis heraus, sondern aus einem beruflichen Umfeld heraus. Dadurch kann man sich auch noch mal anders mit dem Talentscout austauschen und man kann sich vor allem aus den festgefahrenen Vorstellungen des Bekanntenkreises lösen. Was ich auch noch besonders hilfreich fand, war der Umstand, dass man im Talentscouting auch immer mal wieder angehauen wird: Wie läufts? Wenn das nicht gekommen wäre, hätte ich meine Bewerbung für die Uni Leiden wohl nicht zur Early-Bird-Deadline abgeschickt. Manchmal braucht man das einfach…
Ich habe unter anderem jahrelang im örtlichen Posaunenchor Trompete gespielt. Wenn man sich aktiv in einer Partei engagiert, geht dafür durchaus ein großer Teil der Freizeit drauf. Vorstandssitzungen, Wahlkampf, Erstellung von Social-Media-Inhalten, Veranstaltungen auf Landesebene usw. Ich wende dafür sehr viel (Frei-)Zeit auf, lerne dabei aber nicht nur unglaublich viel, sondern treffe auch richtig coole Leute! Wenn dann noch Zeit übrigbleibt, genieße ich es, im Gaming oder in einem guten Buch zu versinken. Etwas, das quasi Pflichtprogramm ist, ist das Kochen. Aber das mache ich auch sehr gerne!
In den letzten Jahren hat sich mein Engagement vor allem auf den Parteikosmos konzentriert. Angefangen im Ortsverein mit der Kommunalwahl: den Online-Wahlkampf unterstützt, die Website betreut, Wahlkampfstände begleitet – später auch als Internetbeauftrager in den Vorstand gewählt worden. Im Kreisvorstand der Jusos Minden-Lübbecke bin ich seit zwei Jahren, aktuell als Pressesprecher. Hier schreibe ich die Pressemitteilungen, organisiere Bildungsveranstaltungen und betreue die Wahlkampfplanung. Auch das Interviewen von den SPD-Kandidaten für die Wahlen in einem Insta-Live gehören dazu.
Stolz bin ich darauf, alles unter einen Hut zu bekommen. Das ist häufig gar nicht so einfach! Doch nicht nur darauf, alles unter einen Hut zu bekommen, sondern es auch gut hinzubekommen! Zumindest ist das ein Feedback, das mir häufiger zurückgespielt wird.
Auf jeden Fall möchte ich ein gutes Studium hinlegen. Wohin es genau geht, ob im Rahmen eines dualen Studiums oder im „klassischen“ Vollzeitstudium an einer Universität im In- oder Ausland, steht noch nicht fest. In der Zukunft würde ich in jedem Fall gerne in einem Bereich der öffentlichen Verwaltung als Beamter arbeiten. Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Deswegen ist mein nächstes Ziel wohl eine gute und passende Entscheidung für mich zu treffen, was ich nach dem FSJP machen möchte. Und wie auch immer ich mich dann entschieden habe: Ein gutes Studium!
Mit Plan zum Ziel
Über den WDR-Beitrag zum Talentscouting
Im Frühjahr 2019 sieht Aylin einen Fernsehbeitrag des WDR über das Talentscouting und ist begeistert, dass es eine so tolle Unterstützung bei der Studien- und Berufswahl gibt. Sie vereinbart einen Termin mit ihrem Talentscout Spiridula Milioni von der Hochschule Bielefeld und macht sich auf die Reise. Hier beschreiben beide ihr Kennenlernen und die Zusammenarbeit.
Talentscout Spiridula lernt Aylin 2019 kennen, als sie die zwölfte Klasse des Albertus-Magnus-Gymnasium in Beckum besucht. Sie erlebt Aylin als eine zielstrebige, selbstbewusste und reflektierte Person, die nach dem Abitur gerne zunächst ins Ausland möchte, um ihre guten Sprachkenntnisse in Englisch zu vertiefen. Da sie schon mal in New York war, sind die USA ein interessantes Ziel.
Verreisen und neue Kulturen kennen lernen erachtet sie generell als wichtig und möchte dies auch später im Studium mit einem Auslandssemester umsetzen. In den Talentscouting-Beratungen geht es zunächst also darum, verlässliche Quellen und Anbieter für ein Auslandsjahr zu finden: ist ein Jahr als Au Pair das richtige oder eher ein Studienjahr? Eine Herausforderung für Aylin wird es auch sein, ihren Vater von ihren Auslandsplänen zu überzeugen: er ist noch etwas skeptisch, seine 16-jährige Tochter für einen längeren Zeitraum alleine reisen zu lassen. Was das anschließende Studium betrifft weiß sie durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit mit Kindern, dass es ihr Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen Dinge zu planen und umzusetzen. Aylin findet sowohl den Studiengang Psychologie sehr ansprechend als auch etwas im internationalen Bereich und BWL.
Aylin beschreibt ihre Entwicklung und die Zeit im Talentscouting selbst so:
Kurz vor dem Schulabschluss fühlen sich viele zunächst orientierungslos, einschließlich mir. Nachdem ich mich 12 Jahre um einen guten Abschluss bemüht hatte, wusste ich nicht, was ich alles damit anfangen kann und soll. „Den Wald vor lauter Bäume nicht sehen“ – so kam es mir vor. Bei der Bandbreite an Studien- und Ausbildungsplätze wusste ich gar nicht, wohin mit mir.Ein WDR-Beitrag über das Talentscouting war in jenem Moment mein Retter in der Not. Nur einen Anruf entfernt konnte ich mit Spiridula einen Termin vereinbaren und lernte die Person am anderen Ende des Hörers schon einige Wochen später kennen.
Dass das Talentscouting eine andere Art von Beratung ist, wurde mir sofort klar: Spiridula nahm sich ausgiebig Zeit dafür, mich als Person kennenzulernen. Die Gespräche mit ihr waren immer sehr hilfreich und vor allem vertrauensvoll – das fand ich super. Ich war tatsächlich so begeistert, dass ich das Talentscouting auch vielen meiner Freunde empfohlen habe. Wie finde ich meinen Studiengang? Wie kann ich mir das überhaupt finanzieren? Wie läuft die Bewerbung ab? Sollte ich doch lieber vorher ins Ausland? All das und noch mehr konnte ich in Ruhe mit meinem Talentscout besprechen. Ich wurde Schritt für Schritt durch das Labyrinth der Möglichkeiten geführt.
Jetzt bin ich bei der ersten Haltestelle auf dem Weg zum Ziel angekommen und mache, u.a. dank des Talentscouting, meinen Bachelor in „International Management“ an der Hochschule Düsseldorf. Ich stehe weiterhin in Kontakt mit meinem Talentscout und freue mich, Schüler*innen, die auch an „International Management“ interessiert sind, Einblicke ins Studium geben zu können. Ich finde es toll, dass man im Talentscouting nicht nur als ein „Termin“, sondern als sich entwickelndes und langfristiges „Projekt“ angesehen wird.
Interview mit
Linda nimmt seit 2017 am Talentscouting teil. Ihr Talentscout Annkatrin Buchen von der Uni Paderborn hat sie auf verschiedenen Stationen ihres Weges begleitet und ist auch heute noch als Ansprechpartnerin an ihrer Seite: In der Oberstufenzeit bis zum Abitur, während eines Auslandsaufenthalts und verschiedener Praktika nach dem Schulabschluss sowie aktuell im Bachelorstudium. Wir haben mit ihr über die Zeit im Talentscouting und ihren weiteren Weg gesprochen.
Hallo, ich heiße Linda und bin 21 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Paderborn.
Mein Abitur habe ich im Jahr 2019 am Gymnasium St. Michael in Paderborn absolviert. Danach bin ich für 4 ½ Wochen nach Amerika gegangen. Dort habe ich mich ehrenamtlich auf einem Sommercamp in Wisconsin engagiert. In dieser Zeit habe ich auch meine Zulassung für den Studiengang Public Health/ Gesundheitswissenschaft an der Universität Bremen erhalten. Nach dem ersten Semester habe ich dann in den 2-Fach-Bachelor gewechselt und zusätzlich das Fach Rechtswissenschaften als Nebenfach belegt. Aktuell befinde ich mich im sechsten Semester und schreibe meine Bachelorarbeit.
Ich hatte von vorne herein den Wunsch, nach dem Abitur studieren zu gehen. Gleichzeitig reizte mich der Gedanke auf eigene Faust in eine fremde Stadt zu ziehen. Die positive Erfahrung, die ich bei meiner Amerikareise machte, verstärkte diesen Wunsch. Für das Fach habe ich mich aus persönlichem Interesse entschieden. Bereits während des Abiturs habe ich mich aktiv mit Gesundheitsthemen auseinandergesetzt und nach meinen Abiturprüfungen ein Praktikum in diesem Bereich absolviert.
Vom Talentscouting habe ich das erste mal in der zehnten Klasse gehört. Annkatrin Buchen hat sich als Talentscout bei uns in der Schule vorgestellt und über die Möglichkeiten der Talentförderung informiert. Kurz darauf habe ich erstmals ein Beratungsgespräch wahrgenommen.
Die Beratung umfasste zum einen die Orientierung zu verschiedenen Studiengängen und die Erkundung einzelner Berufsfelder, die mich in dem Zusammenhang interessierten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Kontakt zu einem Bewährungshelfer, den mein Talentscout Annkatrin für mich herstellte, als ich zeitweise Interesse im Bereich „Soziale Arbeit“ und insbesondere an der Arbeit in der Jugendvollzugsanstalt hatte. Der Bewährungshelfer berichtete mir sehr eindrücklich von seinen Erfahrungen im Studiengang „Soziale Arbeit“ und dem Arbeitsalltag in der Bewährungshilfe. Ohne das Talentscouting hätte ich diese Einblicke nicht gewinnen können.
Außerdem ging es in den Gesprächen mit Annkatrin vielfach um die Finanzierung eines Studiums außerhalb meiner Heimatstadt. Da ich aus einer Arbeiterfamilie komme und noch drei jüngere Geschwister habe, spielte diese Thematik eine ausschlaggebende Rolle für die Bewerbung an einer ferner gelegenen Universität. Annkatrin wies mich auf verschiedene Stipendiengeber hin und unterstützte mich bei den Bewerbungsprozessen. Auch das Thema BAföG und verschiedene Wohnmöglichkeiten haben wir besprochen. Die Unterstützung durch das Talentscouting, die sich auch nach meinem Abitur fortsetzte, ermutigte mich mein Studium aufzunehmen.
Während der Beratungsgespräche geht Annkatrin sehr individuell auf meine Fragestellungen und Wünsche ein. Ich werde nicht nur über verschiedene Möglichkeiten (z.B. zu den Themen Studienfelder, Auslandsaufenthalt, Stipendien, Fachwechsel uvm.) informiert, sondern auch bei der Realisierung der daraus entstehenden Ziele begleitet. Besonders dankbar bin ich dafür, dass sie mir auch heute noch bei Zukunftsfragen zur Seite steht.
Bereits in meiner Schulzeit habe ich Nachhilfe gegeben. Diese Tätigkeit führe ich in Bremen fort. Die Pandemie hebt die Relevanz der häuslichen Unterstützung bei Schulaufgaben und der Erarbeitung neuer Kontexte meiner Meinung nach besonders stark hervor. Es bereitet mir großen Spaß, zielstrebige und engagierte Schüler*innen auf ihrem Bildungsweg zu begleiten.
Zielstrebig, unternehmenslustig, kommunikationsfreudig
Besonders stolz bin ich auf die Lebenserfahrung, die ich durch mein selbstständiges Leben in Bremen sammeln konnte.
Eigentlich habe ich mir vorgenommen, nach meinem Bachelor für einige Zeit nach Mexiko zu gehen und einen Freund zu besuchen, den ich 2019 bei meinem Aufenthalt in Wisconsin kennengelernt habe. Aufgrund der pandemischen Lage und den dadurch bedingten Reisebeschränkungen werde ich mich voraussichtlich zunächst auf dem Arbeitsmarkt orientieren und Berufserfahrung in meinem Fachbereich sammeln. In fünf bis zehn Jahren hätte ich dann gerne schon den Master und eine Festanstellung. Besonders wichtig ist mir dabei wieder in der Nähe meiner Familie wohnen zu können. Durch die weite Entfernung ist mir diese noch wichtiger geworden.
Interview mit
Keren nimmt seit 2018 am Talentscouting teil und wird seitdem von ihrem Talentscout Anne Bühner (Uni Bielefeld) bei allen Fragen rund ums Studium unterstützt. Dass Keren unbedingt Medizin studieren will, war ihr schon lange vor ihrem Abitur im Jahr 2019 klar. Aber sie wusste auch, dass es herausfordernd sein kann, einen Studienplatz in diesem beliebten Studiengang zu bekommen. Wie Keren ihren Platz bekommen und hat, was ihr die Unterstützung von Anne bedeutet und wie sie sich neben ihrem Studium engagiert, erzählt sie uns im Interview.
Hallo, ich heiße Keren und bin 21 Jahre alt und komme aus Bielefeld.
Nach meinem Abitur in 2019 habe ich ein FSJ bzw. ein Betheljahr im Krankenhaus auf einer Schlaganfallstation absolviert. Danach habe ich im Wintersemester 20/21 mein Medizinstudium an der Universität Duisburg-Essen angefangen.
Ich wollte schon immer Medizin studieren, da mich die Naturwissenschaften und die Funktionsweise des menschlichen Körpers schon immer fasziniert haben. Auch das typische „Menschen helfen“ spielte eine Rolle. Im Laufe der Schulzeit hat sich mein Wunsch auch durch Praktika etc. bestätigt. Ich habe mich dann nach dem Abitur direkt für einen Studienplatz beworben, aber gleichzeitig auch für ein FSJ, da es relativ schwierig ist, einen Studienplatz zu bekommen und ein FSJ mir nochmal ein Einblick in den Klinikalltag gibt und die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln. Beides hat Gott sei Dank direkt geklappt, woraufhin ich mein Studienplatz „reserviert“ habe und das FSJ angefangen hab.
In der Q1.
Da für mich bereits klar war, dass ich Medizin studieren möchte, ging es eher um die Frage „Wie komme ich dahin?“. In diesem Zusammenhang ging es dann um FSJ, Praktika, Studienfinanzierung, Stipendien, Freiwilligenarbeit und Bewerbungsprozesse. Mein Talentscout war immer an meiner Seite und hat mich immer unterstützt, sei es bei der Bewerbung oder mit aufmunternden Worten, wenn etwas mal anders lief als erhofft, wie z.B. die Absage eines Stipendiums.
Das Talentscouting war bzw. ist in allen Bereichen hilfreich. Das Talentscouting ist ein Wegbegleiter, Helfer und eine Stütze. Manchmal weiß man gar nicht, wie man eine bestimmte Sache angehen soll, dann wird man an „die Hand“ genommen. Insbesondere hat mir mein Talentscout dabei geholfen mich persönlich zu entwickeln, da sie mir Dinge zugetraut hat, die ich mir nie zugetraut hätte.
Ich treffe mich gerne mit meinen Freunden, lese gerne oder backe und probiere neue Rezepte aus. Außerdem tanze ich auch sehr gerne.
Ich engagiere mich an der Uni als Campusscout, das heißt Schüler*innen, die am Medizinstudium interessiert sind, nehme ich für einen Tag mit in meine Vorlesungen, gebe ihnen einen Campusrundgang und beantworte Fragen. Da ich mit beiden Kulturen aufgewachsen bin, engagiere ich mich ebenfalls beim DKJ (Deutsch-Kongolesische Jugend). Der Verein bietet die Chance beide Welten (Deutschland und Kongo) zusammenzubringen. Außerdem machen wir verschiedene Projekte im Kongo wie z.B. ein Waisenhaus zu unterstützen oder auch Dinge zu der Geschichte Kongos, die aktuelle politische Situation, Kongolesen im Beruf und fragen uns, was wir gemeinsam als Deutsch-Kongolesen beitragen bzw. leisten können. Außerdem bin ich noch Teil des Netzwerks Black in Medicine.
Hilfsbereit, da ich immer für meine Freunde da bin, falls jemand etwas braucht. Ehrgeizig, weil ich, wenn ich mir etwas vorgenommen habe, immer daraufhin arbeite. Verrückt, da ich mit meiner Art gerne meine Freunde zum Lachen bringe.
Ich bin stolz darauf, dass ich es bis hierhin geschafft habe
Lässt sich nicht beirren:
Wenn es um Zielstrebigkeit geht, ist Daniel ein echtes Vorbild. Er nimmt seit 2018 am Talentscouting teil und macht im Sommer 2021 sein Abitur in Paderborn am Ludwig-Erhard-Berufskolleg. Nun hat er sich den Traum vom dualen Studium im Bereich Wirtschaftsinformatik erfüllt.
Daniel ist ein leistungsstarker Schüler, der vor allem an der Informatik und den naturwissenschaftlichen Fächern großen Spaß hat. Er macht sein Abitur auf dem Ludwig-Erhard-Berufskolleg und besucht dort auch wirtschaftswissenschaftliche Kurse. In seiner Freizeit gibt er Nachhilfe in den Fächern Mathematik, Informatik und Physik, um seine Familie zu unterstützen. Als er und sein Talentscout Jan-Steffen sich 2018 das erste Mal an der Schule treffen, ist sein Weg nach der Schule allerdings noch unklar. „Ich war mir noch unsicher, ob ich eine Ausbildung als Fachinformatiker oder ein Studium der Mathematik, Physik oder Informatik beginnen soll“, erinnert sich Daniel an diese Zeit.
Jan war zunächst überrascht, dass Daniel bereits konkrete Optionen benennen konnte und ging direkt auf Daniel ein. In den ersten Gesprächen lernen sich die beiden besser kennen. Sie tauschen sich darüber aus, welche Bereiche Daniel in den unterschiedlichen Fachrichtungen am spannendsten findet, was ihn darüber hinaus noch interessiert und wie man all diese Bereiche potenziell miteinander verbinden könnte. In den Gesprächen wird immer deutlicher, dass Daniel tatsächlich studieren würde, sich damit aber noch nicht gut auskennt. Jan schlägt ihm vor, an der Universität Paderborn einzelne Vorlesungen in den jeweiligen Bereichen zu besuchen. So könnte Daniel herauszufinden, welcher Studiengang ihm am besten gefällt. Daniel besucht verschiedene Vorlesungen und ist von den Informatik-Vorlesungen begeistert. „Ohne Jan und seine Anreize wäre ich aufgeschmissen gewesen und hätte nicht gewusst, wo ich anfangen soll.“
Durch diesen Schritt erkennt Daniel, dass er sich ein Hochschul-Studium ganz anders vorgestellt hat und dass er den Inhalten bereits als Schüler gut folgen kann. „Der Einblick in den Unialltag hat mir schon meine Angst genommen und mir klar gemacht, dass Uni nicht ultraschwer sein muss.“ Seit dieser Erfahrung wird Daniel noch selbstsicherer und steckt sich immer höhere Ziele. Mittlerweile beschäftigt er sich in seiner Freizeit mit Automatisierungsprozessen sowie Künstlicher Intelligenz und entwickelt eigene Apps.
Mit einem Freund an der Schule, der auch am Talentscouting teilnimmt, tauscht er sich viel über die Zeit nach dem Abitur aus. Von ihm erfährt er vom „dualen studieren“. Daniel ist Feuer und Flamme für diese Idee. Er fängt an nach Firmen im Raum OWL zu recherchieren, die ein duales Studium im Informatikbereich anbieten. Hierbei merkt er schnell, dass ihn international agierende Firmen begeistern und er gerne Teil „von etwas wirklich Großem “ wäre.
Nachdem er sich über die Vor- und Nachteile eines dualen Studiums mit seinem Talentscout ausgetauscht hat, fasst Daniel 2020 seinen Mut zusammen. Er bewirbt sich für ein duales Informatikstudium bei BMW in München und Porsche in Stuttgart. Und tatsächlich wird er in deren Assessment-Center eingeladen. Zur Vorbereitung vermittelt sein Talentscout ihm Kontakte zu anderen Talenten, die in den letzten Jahren ähnliche Wege gegangen sind. Bei beiden Firmen kommt er in die engere Wahl, bekommt letzten Endes aber keine der freien Stellen angeboten. Trotzdem hat Daniel eine Menge gelernt: „Am besten sollte man jeden Satz in seiner Bewerbung gut planen und sich fragen, welche Gegenfragen einzelne Sätze auslösen können. Am wichtigsten ist es aber, solche Gespräche ganz bewusst zu erleben. Durch Erfahrung in solchen Situationen lernt man, sich von Mal zu Mal „besser zu verkaufen.“ Auch wenn ich mich bei großen Traumfirmen beworben habe, bleibt es am wichtigsten, dass man sich dort wirklich wohl fühlt. Der menschliche Umgang bleibt immer wichtiger als eine Rundfahrt mit einem Sportwagen oder andere Goodies, die große Firmen anbieten.“
Auch diesen Rückschlag arbeiten Jan und Daniel kurz vor seiner Abi-Phase im April 2021 gemeinsam auf und schmieden neue Pläne. Da mittlerweile nur noch wenige offene Stellen für ein duales Studium zu finden sind, konzentrieren sie sich zunächst auf den Plan für ein „normales“ Studium. Aber Daniel lässt nicht locker: „Auch wenn ich einen guten Plan B und gute Chancen auf ein Stipendium hatte, welches mir ein „normales Studium“ finanziell möglich gemacht hätte, wollte ich auf keinen Fall aufgeben. Da ich bei den ersten beiden Gelegenheiten nur knapp gescheitert bin, wollte ich mir selbst beweisen, dass ich es schaffen kann.“ Also sucht er weiter nach interessanten Firmen, die duale Studienplätze anbieten. Im Mai findet er eine passende Stellenausschreibung: Eine internationalen Firma in Köln, die große Organisationen und Regierungen in IT- und Sicherheitsfragen berät, bietet ein duales Wirtschaftsinformatik-Studium an.
Durch Daniels Erfahrungen in den vorherigen Auswahlprozessen überzeugt er dieses Mal die Personalleiter von sich. Er setzt sich gegen seine Konkurrenz durch, zieht ab Herbst 2021 nach Köln und wird erste Erfahrungen im Betrieb sammeln. Ab September wird er mit dem dualen Studium beginnen, welches von der Firma bezahlt wird. Mittlerweile hat er auch sein Abitur mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen. Jetzt freut er sich auf die neuen Eindrücke, die ihm das duale Studium bringen wird. „Ich bin Jan unfassbar dankbar für die Reise, die wir gemacht haben. Ich wüsste niemanden, der mich so hätte unterstützen können. Rückblickend war es die beste Entscheidung, regelmäßig mit Jan zu sprechen. So konnte ich Erfahrungen machen, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Vor drei Jahren hätte ich niemals gedacht, dass ich mal in der Zentrale von Porsche oder BMW sein werde. Ich habe dadurch gelernt, dass ich sehr viel erreichen kann und mehr in mir steckt, als ich gedacht hätte.“
Verfolgt ehrgeizig ihr Ziel:
Schon im ersten Gespräch mit Talentscout Jasmin von der Uni Bielefeld bezeichnete Lea sich selbst als ehrgeizig. Dies bewies sie mit ihrem sehr guten Abiturzeugnis, welches sie 2019 am Ceciliengymnasium in Bielefeld erwarb. Nach einer Orientierungsphase während des Betheljahres studiert sie nun Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum. Aufgrund ihrer Leistung und ihres Engagements hat sie zudem ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes erhalten.
Lea zeigte sich während ihrer Schulzeit sowohl leistungsstark mit Noten im Einserbereich als auch vielseitig engagiert. Sie war in der Schülervertretung als stellvertretende Schülersprecherin aktiv und sie organisierte regelmäßige Aktionstage zum Thema ‚Fair-Play‘ für jüngere Schüler*innen des Ceciliengymnasiums. Außerdem war sie Mitglied im Tierheim Bielefeld und absolvierte eine Schulung zur Jugendgruppenleiterin.
Gegen Ende der Q1 war sie das erste Mal bei einem Gespräch bei Talentscout Jasmin. Lea wurde von ihrer Lehrerin für das Talentscouting vorgeschlagen. Als die Lehrerin sie ansprach, war Lea zunächst unsicher und konnte sich nicht so recht vorstellen, was auf sie zukommt. „Entsprechend nervös war ich auch beim ersten Beratungstermin. Ich hatte vorher noch nie vom Talentscouting gehört, aber habe schnell gemerkt, dass dieses Angebot eine wichtige Ressource zur Orientierung für meine Zukunft darstellen kann. Direkt vom ersten Termin an hatte ich das Gefühl, dass Jasmin und ich sehr gut miteinander klarkommen würden. Ich bin sehr froh mich darauf eingelassen zu haben. Ich wüsste nicht, wo ich ohne das Talentscouting nun stehen würde“, erinnert sich Lea.
Schnell war klar: Lea möchte nach der Schule erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren und danach in ein Studium starten. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch unsicher, in welchem Fachbereich dies genau sein sollte. „Es hat sich alles noch so weit weg angefühlt und als Schülerin hatte ich wenige Ideen, wie Orientierungsmöglichkeiten aussehen könnten. Diese durfte ich dann durch das Talentscouting kennenlernen. Jasmin hatte von Tag eins an Ideen und Vorschläge, wie ich etwa Zukunftsprojekte wie die Bewerbung für das FSJ, Orientierung für das anschließende Studium oder dessen Finanzierung angehen könnte. Sie war mir da gedanklich oft ein paar Schritte voraus und konnte mich perfekt unterstützen.“ Als das Thema Studienfinanzierung aufkam, war Talentscout Jasmin schnell klar, dass Lea aufgrund ihrer Noten und ihres Engagements gute Chancen auf ein Stipendium hat. Dies war gleich zu Beginn des Talentscoutings Thema und sollte später auch von Erfolg gekrönt werden.
„Das Talentscouting hat meiner Meinung nach an einem Punkt angesetzt, an dem von Seiten des gewöhnlichen Schulablaufs noch Optimierungsbedarf bestand: realistische und angemessene Blicke in die Zukunft setzen, die auch über das Abitur hinausgehen.“
2019 absolvierte Lea die Allgemeine Hochschulreife mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Aufgrund dieser Leistung und ihres Engagements schlug Talentscout Jasmin sie für ein Stipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes vor. Die Einreichung ihrer Bewerbungsunterlagen bei der Stiftung erfolgte dann unmittelbar vor Studienbeginn. Doch zunächst stand das FSJ an.
Bald nach dem ersten Gespräch mit Talentscout Jasmin widmete sich Lea ihrer Bewerbung für das FSJ. Sie bekam eine Zusage für das ‚Betheljahr‘ in einem tagesgestaltenden Angebot für ältere Menschen mit Behinderung.
Ihr FSJ nutzte Lea neben der Gewinnung von neuen Erfahrungen auch für die Studienorientierung. Ihre Ideen tendierten in Richtung Medizin und Psychologie, aber sie war weiterhin offen für andere Bereiche. Sie nutzte verschiedene Orientierungs- und Schnupperangebote unterschiedlicher Hochschulen wie zum Beispiel die ‚RUB-Guides‘ der Ruhr-Universität Bochum. Hier kam sie in Kontakt mit einer Medizinstudentin und konnte viele Fragen und Unsicherheiten zum Studium klären. Lea empfand diese Kontakte als sehr hilfreich. „Über das Talentscouting konnte ich einige andere Studierende treffen und Kontakte knüpfen, um mich über Möglichkeiten aber auch Schwierigkeiten auszutauschen. Das Netzwerken und damit verbunden auch das Weitergeben eigener Erfahrungen machen für mich die entscheidenden Punkte aus.“ Die Erfahrungen reflektierten Lea und Talentscout Jasmin jeweils in ihren Gesprächen und gemeinsam fanden sie immer wieder spannende weiterführende Orientierungs- und Informationsangebote. Im Verlauf kristallisierte sich das Medizinstudium als Leas Plan A heraus. Als Plan B wollte sie sich auch für Psychologie bewerben.
Um ihren Berufswunsch zu festigen und erste Erfahrungen zu sammeln, konnte sie für die letzten beiden Monate des FSJs die Einsatzstelle wechseln und in einem Krankenhaus mitarbeiten. Spätestens da stand fest, dass Lea Ärztin werden möchte.
Mit Unterstützung von Talentscout Jasmin bewarb sie sich für das Medizinstudium und bekam zum Wintersemester 2020/21 einen Studienplatz an der Ruhr-Universität Bochum. Mitten in der Pandemie zog Lea nach Bochum und begann das Studium zunächst größtenteils im Online-Format.
Im Februar 2021 nahm Lea am Auswahlseminar für das Stipendium bei der Studienstiftung des deutschen Volkes teil. Zuvor hatte sie die Gelegenheit im Rahmen eines Vorbereitungsworkshops von den Talentscouts der TH OWL ein paar Tipps zu erhalten und zu erfahren, was beim Auswahlverfahren auf sie zukommt. Im März 2021 kam die Zusage für das Stipendium, was sowohl Lea als auch Talentscout Jasmin sehr freute. Das Stipendium bedeutet für Lea etwas weniger Druck bei der Finanzierung ihres Studiums und somit mehr Konzentration auf die Studieninhalte.
Lea ist die erste in ihrer Familie, die studiert und vieles ist für sie dadurch nicht selbstverständlich. Der Studienstart in einer neuen Stadt inmitten der Pandemie war für Lea eine echte Herausforderung. Auch hier bewies sie sehr viel Ehrgeiz. Sie zweifelte beim Studienstart an ihren Leistungen und wollte besser werden. Zum Studienstart war sie weiterhin eng mit Talentscout Jasmin in Kontakt. Sie telefonierten und schrieben sich. Lea berichtete von ihren Erfahrungen und Herausforderungen. Jasmin hatte stets ein offenes Ohr und motivierte Lea weiterzumachen und ihren Weg zu gehen.
Es hat sich gelohnt: Lea ist dran geblieben, hat mittlerweile Freundschaften in Bochum geschlossen und sich im Studierendenleben eingelebt. „Heute sitze ich als selbstbewusste Medizinstudentin und Stipendiatin in einer Stadt, die mir erst fremd war, die ich jetzt aber mein Zuhause nennen kann mit Kommiliton*innen, die ich zu meinen engsten Freund*innen zählen kann. Im Studium bin ich super zufrieden. Natürlich ist es anstrengend, aber das ist es wert. In einem Jahr steht schon mein erstes Staatsexamen an.“
Lea engagiert sich nun wiederum selbst bei den Aktionen und Angeboten, die ihr selbst auch geholfen haben: Sie ist bei den ‚RUB-Guides‘ aktiv und berät hier junge Studieninteressierte zum Medizinstudium. Zudem steht sie für die Stipendienworkshops des Talentscoutings OWL immer gerne als Expertin zur Verfügung. Auch im Talentenetzwerk der Ruhr-Universität Bochum sowie bei der Studienstiftung des deutschen Volkes konnte Lea Kontakte knüpfen. Und mit Talentscout Jasmin möchte Lea auch definitiv weiter in Kontakt bleiben.
„Das Talentscouting ist für mich das Ansetzen an persönlichen ungenutzten und teilweise auch unbewussten Ressourcen. Manchmal braucht es einen neutralen äußeren Beobachter um zu erkennen, was für ein Potential in einem steckt und dann eben den Funken Kontakte und Möglichkeiten, um dieses auch ausschöpfen zu können. Ich hoffe, dass das Talentscouting noch lange so weiterläuft und dadurch auch andere Schüler*innen Chancen erhalten und nutzen können, wie ich sie erhalten habe.“ Leas Reise geht weiter und Talentscout Jasmin freut sich weiter an ihrer Seite zu sein und ihren Weg zu verfolgen.
Noah hat sich stets viel um seine fünf jüngeren Geschwister gekümmert. Er ist großer Bruder mit Herz und Power. Aber sein Einsatz für andere geht auch über den eigenen Bereich hinaus. Er hat einen guten Blick für seine Mitmenschen. Er engagiert sich zudem als Fußball-Schiedsrichter in der Kreisliga und bei den Maltesern in Höxter. „Gerade weil das Programm Talentscouting für mich eine große Erleichterung war, hoffe ich, dass ich selbst später auch anderen Schüler*innen diese Unterstützung bieten kann“, sagt Noah.
Auch in der Schule engagiert er sich. So ist er Leiter des Schulsanitätsdienstes und setzt sich z.B. für die Anschaffung eines Defibrillators ein. Außerdem gestaltet er die Ruder AG mit und designt in der schuleigenen Mediengruppe ein neues Medienkonzept für sein Gymnasium. Seine Schule hat ihm für sein außerordentliches Engagement bereits einen Preis verliehen. „Durch eine Empfehlung unseres Studien- und Berufswahlkoordinators bin ich in der 10. Klasse auf Philipp aufmerksam geworden. Nachdem wir uns getroffen haben, war das erste Gespräch bereits vertraut“, erinnert sich Noah. Neben seinem Einsatz für andere behält Noah auch sich selbst im Blick. In Eigenregie hat er sich 2020 beim bekannten Internat Schloss Salem auf ein Schülerstipendium beworben. Im Rahmen des dortigen Schulkonzepts wollte er sein Hobby Rudern zu einem sportlichen Schwerpunkt auszubauen. „Dabei ist mir vor allem die Unterstützung durch den Talentscout und das Netzwerk eine große Hilfe gewesen“, sagt Noah.
Noah ist zielstrebig, mutig und beharrlich. Er scheut sich nicht davor, den Dingen nachzugehen, die ihn interessieren und begeistern. Und auch wenn seine Bewerbung für das Schülerstipendienprogramm nicht erfolgreich war, setzt Noah sich neue Ziele und geht die Herausforderungen optimistisch und klug an. Seine Fähigkeit, konstruktiv mit widrigen Umständen zurecht zu kommen, macht sich dabei bemerkbar.
„Aber nicht nur bei vergangenen Themen war das Talentscouting mir eine Hilfe, sondern wird mich auch in meinem weiteren Weg unterstützen“, sagt Noah. Nach dem Abitur möchte er gerne studieren. Was, das steht noch nicht ganz fest, aber er beschäftigt sich intensiv damit. „Das Talentscouting ist für mich immer eine Adresse, um an Informationen zu kommen und mich über Dinge zu informieren, von denen ich noch keine Ahnung habe. Hierbei kann vor allem die Begleitung bei der Stipendienbewerbung, sowie der passende Studienstandort Teil des Programms sein. Dabei ist mir vor allem die Vertrautheit und das Verständnis von Philipp eine große Hilfe.“ betonte er. Ein weiterer Schritt auf Noahs Weg wird wahrscheinlich ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst als Rettungssanitäter sein. Es wird ihm helfen herauszufinden, ob er seinen Traum, Notarzt zu werden, später realisieren möchte.
Interview mit
Sonja Lührmann setzt gemeinsam mit Spiridula Milioni – Talentscout der Hochschule Bielefeld – das Talentscouting am Elisabeth-von-der-Pfalz Berufskolleg in Herford um. Uns hat sie erzählt, wie die Schüler*innen vom Talentscouting profitieren und wie das Programm den Schulalltag bereichert.
Mein Name ist Sonja Lührmann, ich arbeite am Elisabeth-von-der-Pfalz Berufskolleg in Herford. An unserer Schule bin ich verantwortlich für die Bildungsgänge, die zur Fachhochschulreife führen und unterrichte Englisch und Pädagogik.
Ich bin vor einigen Jahren über einen Bericht in den sozialen Medien auf das Talentscoutingprogramm gestoßen und bin dann mit den dort Verantwortlichen in Kontakt getreten. Im Schulalltag informiere ich unsere Schüler*innen und auch das Kollegium über das Angebot, organisiere die Beratungstage bei uns vor Ort und spreche auch gezielt Schüler*innen an, von denen ich glaube, dass sie vom Talentscouting profitieren würden.
Besonders hilfreich ist es, dass jemand ein Ohr und Zeit für die Schüler*innen, ihre Anliegen und Unsicherheiten in Bezug auf Berufs- und Studienwahl hat. Gerade im Schulalltag fehlt häufig die Zeit die Schüler*innen individuell bezüglich ihrer Zukunftsplanung zu unterstützen, sodass hier das Talentscouting greift und die Aufgabe übernimmt. Auch das Fachwissen über beispielsweise die vielen Fördermöglichkeiten, Studiengänge oder Bildungsmöglichkeiten, das die Talentscouts mitbringen, möchte ich nicht mehr missen.
Die Kolleg*innen freuen sich über die Unterstützung und die Schüler*innen nutzen das Angebot gerne in ganz unterschiedlicher Weise. Einige brauchen nur eine kurzfristige Unterstützung, wobei andere wirklich langfristig bis ins Studium hinein das Begleitungsangebot in Anspruch nehmen.
Da fällt mir direkt eine unserer Schülerinnen ein, die derzeit durch das Talentscouting begleitet wird und in diesem Zusammenhang sogar ein Schülerstipendium erhalten hat, dass sie finanziell und ideell während ihrer Ausbildung bei uns unterstützt. Trotz der schwierigen familiären Verhältnissen aus denen sie stammt, engagiert sie sich sehr im schulischen Kontext und hat konkrete Pläne für ihre berufliche Zukunft. Es freut mich sehr, dass diese Schülerin durch das Taltenscouting und das Stipendium so sehr profitiert und in ihren Zukunftsplänen unterstützt wird.
Es ist an unserer Schule zu einem festen Baustein im Rahmen der Berufsorientierung der Schüler*innen geworden und bietet genau die intensive individuelle Begleitung, die unsere Schüler*innen brauchen und die für uns Lehrkräfte im Schulalltag einfach nicht möglich ist.
Interview mit
Annika Ginau und Michael Franke organisieren das Talentscouting am Gymnasium Horn-Bad Meinberg, das seit Beginn der Umsetzung des Programms in Ostwestfalen-Lippe als Kooperationsschule dabei ist. Gemeinsam mit Friederike Menz – Talentscout der TH OWL – bringen sie damit engagiert die Talentförderung an ihrer Schule voran.
AG: Mein Name ist Annika Ginau, ich unterrichte die Fächer Geschichte, Sozialwissenschaften und Biologie.
MF: Mein Name ist Michael Franke, ich unterrichte die Fächer katholische Religion und Geschichte. Wir beide sind am Gymnasium Horn-Bad Meinberg.
MF: Annika ist schuld. Sie war Studien- und Berufswahlkoordinatorin und hat mich auf das Talentscouting aufmerksam gemacht. Mein erster Berührungspunkt war ein Talentscouting-Netzwerktreffen Lemgo. Mittlerweile bin ich StuBo-Koordinator. In dieser Funktion organisiere die Treffen zwischen den Talentscouts und den Talenten, ich berate Kolleg:innen bezüglich der Scouting-Angebote oder mache potenzielle Talente auf das Scouting aufmerksam.
AG: Das Gymnasium Horn-Bad Meinberg war Talentscouting-Schule der ersten Stunde. Als das Projekt 2017 in OWL an den Start ging, war ich bei den Auftaktveranstaltungen, z. B. an der Fachhochschule Bielefeld. Schulleitung und Berufswahlteam waren sich einig, dass wir dieses Projekt auf jeden Fall an unsere Schule bringen wollen. Mittlerweile bin ich leider nicht mehr im StuBo-Team, unterstütze die Kolleg:innen aber noch beim Talentscouting. Als „Erstakademikerin“ bleibt das Scouting für mich ein Herzensprojekt!
AG: Die gescouteten Schüler:innen melden uns vor allem die intensive 1:1-Betreuung als hilfreich zurück. Und dass man mit einer Person über Berufswahl und familiäre Herkunft sprechen kann, die nicht direkt in die eigene Lebenswelt involviert ist, sei es über die Benotung im Unterricht oder über die Wünsche, die Eltern oder Familie an junge Menschen herantragen.
MF: Mir gefällt besonders, dass das Projekt einlädt, über die Potenziale der Jugendlichen ins Gespräch zu kommen – auch im Kollegium. Es geht nicht mehr nur darum, in welchen Fächer Defizite zu befürchten sind sondern darum, wie man Schüler:innen unterstützen kann, ihre Talente für ein bestimmtes Ziel zu fördern.
AG: Zudem haben wir mit unserem Talentscout Friederike Menz auch ein besonders gutes Los gezogen. Dass das Scouting hier dankbar angenommen wird, ist schlicht den zahlreichen Erfolgsgeschichten seit 2017 zu verdanken. Frau Menz war stets – vor allem auch in persönlichen Krisen – für unsere Talente ansprechbar und eine verlässliche Begleiterin.
MR: Ganz ehrlich? Immer besser. Zunächst waren die Kolleg:innen skeptisch. Man fürchtete vor allem die Fehlzeiten bei jenen Schüler:innen, denen man mehr Betreuung auch im Unterricht nicht verwehren wollte. Der Erfolg gibt dem Scouting allerdings recht. Wir „rekrutieren“ unsere neuen Talente meistens in der Einführungsphase. Immer mehr Kolleg:innen schlagen Talente für das Programm vor und achten auch vorab in Beratungsgesprächen auf die Kriterien für die Auswahl der Talente.
Gleiches gilt für die die Wahrnehmung des Programms in der Schülerschaft. In den vergangen sechs Jahren haben wir erst eine Schülerin gehabt, die sich bewusst gegen eine Fortführung des Scoutings entschieden hat. Das spricht für sich.
MF/AG: Da sind wir uns einig: Die Geschichte von Albina Behrami kann auch auf unser Schulhomepage nachgelesen werden: https://www.gym-hbm.de/2021/talentscouting-ermoglicht-renommiertes-stipendium/
Albina wurde von Frau Menz in den drei Jahren Oberstufe und in den ersten Jahren des Studiums begleitet. Zur erfolgreichen Bewerbung um das Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes können wir gratulieren, aber der ganze Support „drumherum“ – Berufsberatung, Coaching, Netzwerkarbeit – der war unbezahlbar.
MF: Zum einen bedeutet Talentscouting individuelle Förderung, weit über den Unterricht und den Schulalltag hinaus. Das können wir als unterrichtende Kollegen gar nicht leisten. Zum anderen ist das Talentscouting mittlerweile fester Baustein des Studien-und-Berufsorientierungskonzepts an unserer Schule.
AG: Wir freuen uns, dass wir mittlerweile mit verschiedenen Programmen und Anbietern kooperieren, die sich für eine Verringerung von Bildungsungleichheiten stark machen – auch weil es vor dem Hintergrund aktueller Krisen und Herausforderungen immer notwendiger wird. Aus dem glücklicherweise immer breiter aufgestellten Angeboten zur Bildungsförderung sticht das Programm „Talentscouting“ unseres Erachtens besonders positiv hervor.
Interview mit
Sebastian Niggemann koordiniert den Bereich der Talentförderung am Goerdeler Gymnasium in Paderborn und arbeitet seit 2018 eng mit Talentscout Jan-Steffen Glüpker von der Universität Paderborn zusammen. Warum er und seine Kolleg*innen so überzeugt von der Arbeit der Talentscouts sind, erzählt er im Interview.
Mein Name ist Sebastian Niggemann, ich arbeite am Goerdeler-Gymnasium in Paderborn und unterrichte dort die Fächer Deutsch und Sozialwissenschaften.
Ich bin als Verantwortlicher für die Berufs- und Studienorientierung mit dem Programm in Berührung gekommen und begleite es seit der Einführung an unserer Schule 2017.
Dabei spreche ich Schülerinnen und Schüler an, die für das Programm in Frage kommen könnten, tausche mich darüber auch immer wieder mit Kolleginnen und Kollegen aus und organisiere die Termine der Sprechstunden mit unserem Talentscout Jan-Steffen. Zusammen überlegen wir dann regelmäßig, was wir noch verbessern können, um allen Schülerinnen und Schülern, die für das Programm in Frage kommen, eine individuelle, möglichst gute und kontinuierliche Begleitung zu ermöglichen.
Das Talentscouting ist dabei zu einem festen Bestandteil unseres schulischen Alltags geworden, das ich nicht mehr missen möchte!
Die größte Stärke des Talentscouting liegt meiner Meinung nach in der Individualität! Unser Talentscout nimmt sich Zeit für die Schülerinnen und Schüler und bedeutet für sie eine vertrauensvolle und eine tatsächliche Unterstützung, die sich nicht nur auf die Schulzeit beschränkt. Sowohl bei der Reflexion von Entwicklungsmöglichkeiten als auch bei der ganz konkreten Hilfe beim Finden von passenden Studien- und Berufsmöglichkeiten aber auch der dazu gehörenden Finanzierung wie BAföG und Stipendien ist er außerordentlich wertvoll.
Das Talentscouting ist an unserer Schule akzeptiert bzw. etabliert. Das Programm erfährt alle erdenkliche Unterstützung aus dem Kollegium und Schülerinnen und Schüler empfehlen einen Besuch beim Talentscout auch häufig untereinander weiter.
Es gibt mittlerweile viele tolle Geschichten, die das Talentscouting bei uns geschrieben hat. Immer dann, wenn ich das Gefühl habe, dass das Programm eine Tür für die teilnehmenden Schüler*innen geöffnet hat, die sonst geschlossen geblieben wäre, bin ich besonders beeindruckt. Im letzten Abi-Jahrgang gab es bspw. eine Schülerin, die mit Jans Unterstützung bereits ein Stipendium während der Schulzeit bekommen hat.
Die Begleitung des Programms macht mir so viel Spaß, weil es so produktiv und effektiv ist. Es geht hier um ganz konkrete Hilfe für Schülerinnen und Schüler und um Förderung für Chancengerechtigkeit. Das wollen wir uns nicht mehr nehmen lassen.
Interview mit
Heinrich Köhne unterstützt Talentscout Jasmin Schaumburg von der Uni Bielefeld bei der Umsetzung des Talentscoutings an der Gesamtschule Quelle. Was er am Programm schätzt und wie Jasmins Beratungen die ausgewählten Schüler*innen seiner Schule unterstützt, erzählt er uns in diesem Interview.
Mein Name ist Heinrich Köhne. Ich unterrichte Englisch, Sozialwissenschaften und Wirtschaft/Politik an der Gesamtschule Quelle in Bielefeld.
Als ein Kollege in Pension ging, wurde ich gefragt, ob ich die Koordination des Talentscoutings an der GSQ übernehmen wolle. Seit ich diese Aufgabe übernommen habe, gehe ich mit wacheren Augen für die Leistungen und Potenziale von Schüler*innen durch die Schule und bin viel mit (möglichen) Talenten im Gespräch. Auch der Kontakt zu meinen Kolleg*innen dreht sich seither viel um den Lebenskontext, in dem Schüler*innen ihre Leistungen erbringen.
Für viele ist allein schon die Ansprache als „Talent“ motivierend. Sie sind überrascht, dass sie jemandem in dieser Hinsicht aufgefallen sind. Dieser Rückenwind trägt bereits schon ein gutes Stück. Wichtiger ist natürlich noch die persönliche Betreuung im Scouting und die kontinuierliche Unterstützung im Prozess, einen Weg in die eigene Zukunft zu finden.
Sowohl die Schüler*innen als auch die Kolleg*innen stehen dem Talentscouting sehr positiv gegenüber. Viele Talente sehen sich in einem anderen Licht und gewinnen Selbstvertrauen, ihre Pläne in die Tat umzusetzen bzw. erkennen, dass sich Träume in Pläne gießen und verwirklichen lassen. Den Kolleg*innen fällt es im Alltag manchmal schwer zu sehen, wie viele unserer Schüler*innen tatsächlich großartige Leistungen in ihrem Lebenskontext erbringen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Erkenntnis auch zur Motivation der Kolleg*innen beiträgt.
Sicherlich gibt es immer wieder einzelne Talente, die mich besonders beeindrucken. Viel wichtiger finde ich aber das Gesamtbild, das entsteht, wenn man genauer hinsieht. Dass man erkennt, wie viel da zum Teil eigentlich geleistet wird – und wieviel mehr möglich ist, wenn man dies wertschätzt und Unterstützung anbietet.
Das Talentscouting ist nicht mehr wegzudenken, da es zum „Hinsehen“ nicht nur auffordert, sondern motiviert, sodass die Kolleg*innen und die Talente entdecken, welche Potenziale eigentlich in ihnen bzw. der Lernendenschaft schlummern. Besonders wichtig ist auch, dass die Talente eine dauernd ansprechbare Bezugsperson an die Seite gestellt bekommen. Eine langfristige persönliche Förderung macht den Unterschied. Darüber hinaus ist das Talentscouting keine weitere Verpflichtung für die Talente, die in der Regel schon sehr eingespannt sind, sondern freiwillig und kann tatsächlich auf die eigenen Bedürfnisse bezogen genutzt werden.
Interview mit
Roman und sein Talentscout Philipp Meyer arbeiten seit über sechs Jahren miteinander zusammen. Seit seinem letzten Interview in 2019 sind 5 Jahre vergangen. Ein guter Zeitpunkt um festzuhalten, wie er seinen Weg weitergegangen ist und zu erfahren, wie es ihn vom Ruhrgebiet, über Arizona ins Vereinigte Königreich gezogen hat.
Ich bin Roman (24) und studiere seit Oktober 2023 empirische Sozialforschung mit Schwerpunkt Kommunikation und Medien an der Loughborough University in England. Dafür bin ich im Herbst 2023 in die Region East Midlands in England gezogen. In meinem Studium werde ich von der Studienstiftung des deutschen Volkes (SdV) mit einem Stipendium gefördert. Aufgewachsen bin ich in Beverungen im Kreis Höxter, wo ich auch mein Abitur gemacht habe.
In meiner Freizeit spiele ich Klavier. Das mache ich schon seit 18 Jahren und inzwischen als eine Art tägliche Routine abseits der Vorlesungen. Außerdem nehme ich an der Loughborough University am Tennistraining teil. Mein Ziel ist es, irgendwann einmal mit meiner jüngeren Schwester mithalten zu können. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es jemals so weit kommen wird, weil sie ein echter Profi ist.
Hier an der Universität bin ich außerdem Kurssprecher meines Studiengangs und damit Mitglied des Verbindungsausschusses unserer Fakultät. Das heißt, ich nehme regelmäßig an Treffen von Studierenden und Lehrenden teil, in denen wir über Möglichkeiten sprechen, die Lehre und das Lernen noch besser zu gestalten. Mir ist es wichtig, das Leben an der Universität aktiv mitgestalten zu können und ein Ansprechpartner für meine Kommilitoninnen und Kommilitonen zu sein.
Mein letztes Interview mit dem Talentscouting fand im Frühjahr 2019 statt. Damals habe ich den Bachelor Journalistik mit Nebenfach Wirtschaftswissenschaften an der TU Dortmund studiert (eine Erfahrung, die mich nicht nur fachlich enorm geprägt hat, sondern auch eine große Liebe für das Ruhrgebiet in mir geweckt hat).
Damals war ich 19 Jahre alt. Seitdem hat sich viel verändert: Ich habe ein Studienjahr an der Northern Arizona University in den USA verbracht (ebenfalls von der SdV gefördert und koordiniert vom International Student Exchange Programm, kurz ISEP). Im Anschluss habe ich ein studienintegriertes Volontariat beim Handelsblatt in Düsseldorf absolviert. Das Handelsblatt ist die wichtigste Wirtschafts- und Finanzzeitung Deutschlands. Der Vorteil des Journalistik-Studiums an der TU Dortmund ist, dass im letzten Jahr des Bachelorstudiums ein solcher Einblick in den journalistischen Alltag möglich ist. Ich habe in meinem Volontariat beim Handelsblatt vor allem deshalb viel lernen können, weil mir von Anfang an großes Vertrauen entgegengebracht wurde.
Heute sitze ich an meinem Schreibtisch in England und blicke auf all das zurück. Natürlich macht mich das auch stolz. Das Talentscouting hat mich vor allem eines gelehrt: dass Dinge dann funktionieren, wenn man sie bewusst und mit Selbstvertrauen angeht.
Im Sommer 2021 bin ich für ein Studienjahr in die USA gereist, an die Northern Arizona University in Flagstaff. Ich könnte die restlichen Zeit damit verbringen, über dieses Erlebnis zu sprechen.
Auf alle Fälle keine Weisheiten. Rückblickend sollte man mit 17 Jahren einfach die Schulzeit genießen.
Ich hatte noch lange nach dem Abitur Kontakt mit meinem Talentscout. Ich gebe zu, dass mir als Nichtakademiker-Kind das erste Studiensemester in Dortmund schwerfiel. Nicht inhaltlich, sondern persönlich, weil ich ja nie Berührungspunkte mit der universitären Welt hatte. In dieser Zeit habe ich oft mit meinem Talentscout gesprochen.
Im Laufe des Studiums habe ich immer auch mal wieder Vorträge an meiner ehemaligen Schule gehalten – über Journalismus, Kommunikationsforschung, Fördermöglichkeiten. Ich habe den Schülerinnen und Schülern dann am Schluss immer diesen einen Rat gegeben: Selbstverständlich sagt man sich als junger Mensch auf dem Land, wo Stipendien und das klassische Campusleben weniger präsent sind als in den Städten, „dass man das doch eh nicht schafft“. Aber doch: Jede und jeder kann das schaffen.
Am Beispiel meiner jüngeren Schwester sehe ich, dass in den Schulen viel passiert ist. Es wird mehr über die Zeit nach dem Schulabschluss gesprochen. Das ist wichtig und trotzdem noch nicht genug. Der akute politische Handlungsbedarf ist groß. Da denke ich zum Beispiel an die Digitalisierung, die viele Kommunen (als Schulträger) aus Etatgründen nur mit großer Mühe stemmen können. Daher ist jedes zusätzliche Angebot für Schülerinnen und Schüler, die sich über den Unterricht hinaus auf ihre Zukunft vorbereiten wollen, enorm wichtig. So auch das Talentscouting.
Interview mit
Nach dem letzten Interview während ihres Bachelorstudiums vor über zwei Jahren berichtet uns Linda nun aus der Abschlussphase ihres Masterstudiums und blickt auf die Entwicklung innerhalb der vergangenen sieben Jahre im Talentscouting sowie die Pläne für den kommenden Berufseinstieg, bei dem sie von Annkatrin Buchen, Talentscout der Uni Paderborn, weiterhin begleitet wird.
Hallo, ich heiße Linda und bin mittlerweile 23 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus Paderborn. Meinen Lebensmittelpunkt habe ich zurzeit allerdings in Siegen, wo ich meinen Master „Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht“ an der Universität in Siegen mache und nebenbei als Werkstudentin in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei arbeite.
Meine Nachhilfetätigkeit führe ich bis heute noch fort. Es bereitet mir nach wie vor großen Spaß, Schüler*innen unterschiedlichen Alters und aus unterschiedlichen Schulformen zu unterstützen.
Während meiner Studienzeit habe ich mich außerdem immer wieder mit Berufsbildern, für die ich nach meinem Studium geeignet sein könnte, auseinandergesetzt und Praktika und Werkstudententätigkeiten in mir interessant erscheinenden Berufsfeldern absolviert. Dies eröffnete mir einerseits die Möglichkeit, die an der Uni erworbenen theoretischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden und meine persönlichen Stärken und Schwächen zu erkennen. Ich habe die wertvolle Erfahrung gemacht, dass die Theorie und die Vorstellungen von einem bestimmten Beruf teilweise von der tatsächlichen Berufspraxis abweichen. Durch diese Erfahrung konnte ich für mich persönlich herausfinden, was ich für meine berufliche Zukunft möchte und was ich nicht möchte. Sie hat mit bei der Themenfindung für meine Masterarbeit geholfen und wird mir nach meinem Studium die Berufswahl erleichtern. Andererseits konnte ich auf diese Weise bereits während des Studiums wertvolle Kontakte auf dem Arbeitsmarkt knüpfen. Durch diese Kontakte und meine Berufserfahrung erhoffe ich mir nach meinem Studium einen leichteren Zugang zu einer guten und krisensicheren Position bei einem namenhaften Arbeitgeber.